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Irlands rauer Norden – Rundreise Nordirland

Ich habe ein Jahr in Irland gelebt und komme regelmäßig her um meine Freundin Mellen zu besuchen. Jedes Mal suchen wir uns ein neues Ziel auf dieser fantastischen Insel aus und machen die  Straßen Irlands bei einem Roadtrip unsicher. Unser letzter gemeinsamer Roadtrip führte uns in den Norden Irlands 

mit all seinen Geschichten, Sagen und auch den Narben die das Land durch die lange Zeit der Unterdrückung erdulden musste.

Was haben wir alles auf unsern Roadtrip in Nordirland gesehen?

Wir haben uns zuerst Malin Head angesehen. Malin Head ist der höchsten Punkt auf der Insel und wir hatten sogar Glück mit dem Wetter.

Rundreise Nordirland
Malin Head

Die nächste Station war das Famine Village in Lagacurry, Co. Donegal. Es war sehr eindrucksvoll und auch sehr traurig. Wir haben beide noch eine Menge über die Geschichte Irlands gelernt und der Besuch machte uns ziemlich nachdenklich. Das Museum ist wie eine Kulisse aufgebaut. Man schaut in Häuser, sieht gruselige ausgemergelte Puppen, die geschichtliche Szenen darstellen und man ist irgendwie immer mittendrin. Besonders erschütternd waren die Darstellungen der ausgesetzten Mütter mit unehelichen Kindern und der Umgang der britischen Besatzer mit den Iren. Die perfekte Einstimmung auf unsere nächste Stationen Londonderry und Belfast.

Londonderry liegt in Nordirland und alle Iren die ich getroffen habe nennen es trotzig bei seinem ursprünglichen Namen: Derry. In Derry fand der von U2 besungene Bloody Sunday statt. Als Blutsonntag wird in Nordirland der 30. Januar 1972 bezeichnet. An diesem Tag wurden in der nordirischen Stadt Derry bei einer Demonstration für Bürgerrechte 13 Menschen von britischen Soldaten erschossen und 13 weitere angeschossen. Unter den unbewaffneten Opfern waren auch Frauen und Kinder. Dies führte damals zu einer Eskalation und 1972 wurde zum blutigste Jahr des Nordirlandkonfliktes.

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Laternenpfahl in den irischen Nationalfarben auf der Rossville Street im englischen Derry

Wir sind die Rossville Street (auf der die Demonstration statt fand) entlang gelaufen und haben das Museum of FREE DERRY besucht. Was soll ich euch sagen? Da sind bis heute noch offene Wunden und jeder Besucher kann es spüren.

Um uns von der traurigen Zeitreise zu erholen haben wir ein bisschen Natur eingebaut und die zwei größten Sehenswürdigkeiten an der Nordküste Irlands, den Giant´s Causeway und Carrick-a-Rede, besucht.

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Giant´s causeway

Der Giant´s Causeway, wurde angeblich von dem Riesen Finn McCool gebaut um nach Schottland zu gelangen. Es ranken sich unzählige Sagen und Geschichten um das WARUM. Ich habe gelernt das Riesen in dieser Gegend wohl ziemlich verbreitet waren, keine Hemmungen hatten auch mal noch Schottland zu gehen um sich mit Rivalen anzulegen und besonders schmerzhaft habe ich gelernt, dass man lieber nicht auf deren Felsen herumklettert, wenn es gerade regnet und alles klitschig und glatt ist.

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Mellen hat´s geschafft!

Die nächste Station war Carrick-a-Rede, eine kleine unbewohnte Insel in der County Antrim. Die eigentliche Attraktion ist die Hängebrücke die Carrick-a-Rede und das Festland miteinander verbindet. Fazit: Nichts für Leute mit Höhenangst, aber durchaus zu meistern.

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cool Mellen!

Jetzt waren wir wieder bereit für Geschichte und machten uns auf den Weg nach Belfast. Belfast ist eine moderne Stadt und ganz anders als in Londonderry, merkt man fast nichts von der doch stürmischen Vergangenheit. Aber auch nur fast. Wir übernachteten in West Belfast im Farset International. Der Stadtteil West Belfast hat eine ziemlich bewegte Vergangenheit und ist immer noch in protestantische und katholische Wohnviertel unterteilt. Wir buchten einen Black Taxi Mural Tour und während ich nachgrübelte was „Mural“ eigentlich bedeutet, war bald klar, dass man in Belfast es definitiv nicht schafft „Murals“ zu ignorieren. Murals sind riesige Bilder an Häuserwänden, die sich um Sport, aber noch öfter um den Nordirlandkonflikt drehen. Diese Bildgeschichten erzählen von Trauer, Gefängnis und Stolz – auf beiden Seiten.

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Mural in Belfast

So – die Black Taxi Tour geht los. Gerade habe ich noch in meinem Reiseführer gelesen, dass die Fahrer dieser Touren oft Ex IRA Angehörige sind und auch oft Gefängnisstrafen verbüßt haben…ich habe nicht getraut zu fragen ob unserer Fahrer auch zur IRA gehörte (aber ich bin mir sicher er war es)  Zuerst fährt er mit uns in das bedrohlich eingezäunte Protestantische Gebiet. Er erklärt uns einige der Murals – immer irgendwas mit Mord und Totschlag – und fordert uns dann auf, eine Runde draußen zu laufen. Er selbst bleibt im Wagen und wartet. OK. Ich laufe also mit einer kleinen katholischen Irin (die sich die ganze Zeit fragt, warum sie gerade heute ihre Meath County Jacke anhat) durch „feindliches“ Gebiet. Wir waren sehr wieder zurück.

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eingezäunte protestantische Häusersiedlung in West Belfast mit Murals

Danach ging es in das noch bedrohlichere eingezäunte katholische Gebiet. Hier stieg auch der Fahrer aus und zeigte uns Gedenkstätten, Gräber, die Mauer die das katholische vom protestantischen Gebiet trennt, sowie gefühlte 1000 Murals und deren Ursprungsgeschichte. Um ehrlich zu sein, ich habe gar nicht mehr zuhören können, denn alle Geschichten waren irgendwie identisch. Immer gehr es um Mord und Rache.

Wer hat mich nachhaltig beeindruck an meiner Nordirland Reise?

Mike – der Kartenverkäufer aus dem FREE DERRY Museum. Wir haben uns über das geteilte Deutschland und die Mauer in Berlin unterhalten. Er hat am Bloody Sunday seinen Onkel verloren und kämpft jeden Tag darum den Tätern zu vergeben. Mal gelingt es besser und mal nicht.

Was war das schönste Erlebnis?

Unser Black Taxi Driver hat uns mit Hoffnung auf Versöhnung von der Tour entlassen. Er erzählte von der Jugend in Belfast die nicht mehr in getrennte Schulen geht und Freunde sich nicht fragen ob sie katholisch oder protestantisch sind. Man spielt, lernt und feiert zusammen. Opfer gab es auf beiden Seiten zu viele.

Wo gab es das beste Essen?

In Londonderry bei Hillbilly´s Fried Chicken (direkt im alten Stadtzentrum) gab es die besten frittierte Hühnchen, die ich bis heute essen durfte.

Rundreise Nordirland
to be continued…Mellen & me

Fazit: Ein Roadtrip durch Nordirland ist informativ, spannend und aufregend.

Roadtrip Nordirland

http://Rundreise Nordirland

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